Nach der „positiven“ Erfahrung mit dem Advance in 2017 war es 2018 dann Zeit für den Klassiker. Es musste ein DMG-01 her. Insgeheim hoffte ich auf ein möglichst vergilbtes Exemplar, denn an dem hoffte ich, meine neu erworbenen Kenntnisse im Bereich Retrobrighting voll ausspielen zu können. Dieses Knowhow war völlig theoretischer Natur, deshalb dachte ich wenn was schiefgeht, dann da. Chemikalien und UV-Lampe waren besorgt und eBay wurde nach einem möglichen Opfer durchsucht.
Aber: Ich hatte Pech. Und zwar insofern, als der Game Boy überhaupt nicht vergilbt war, den ich aus heutiger Sicht geradezu unverschämt günstig ersteigerte. Und er funktionierte auch noch. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich mich davon aufhalten ließe. Ha!
„Einmal waschen und retrobrighten, bitte.“ (Game Boy)
Natürlich ist der Handkäs des Vorbesitzers nichts, was man an seinem neu erworbenen Vintage-Handheld haben möchte. Der erste Schritt war also: aufmachen, empfindliche Elektronik entfernen und das Gehäuse für ein Bad und das anschließende Retrobrighting vorbereiten. Am Ende dankte es die Konsole mir mit einem frischen und ansprechenden Äußeren.
Tatsächlich beging ich den ersten Fehler schon da, denn ich bestellte mir eine Lens aus Glas als Ersatz für die originale Kunststoff-Lens. Das Glas ist aber dicker als der Kunststoff, weshalb man eine irritierende Unebenheit spürt, wenn man mit dem Finger vom Gehäuse des Game Boy über die Lens fährt. Das ist zwar kaum zu sehen, aber um so mehr zu spüren. Und ich mag es nicht.
Von da ab wird’s nur noch schlimmer
Ich hätte den Game Boy so lassen und später einfach nur noch eine vernünftige Kunststoff-Lens besorgen sollen damit das Teil wieder flush liegt. Aber nein, es musste auch noch der Backlight Mod sein, bei dem man gleichzeitig mit roher Gewalt und extrem behutsam den Polarizer hinten vom originalen Display des DMG abziehen muss. Also langsam abreißen. Aber schnell. Logisch.
Jetzt weiß ich nicht, wem das Spaß macht, mir hat’s auf jeden Fall keinen gemacht, weshalb ich den DMG erstmal ein paar Monate liegen ließ. Das Ergebnis war zwar ansehnlich und ich konnte abends auf dem Sofa spielen ohne zu raten, was auf dem Bildschirm passiert. Aber trotzdem: es reichte erstmal und der auch noch bestellte Bivert Mod blieb unverbaut. Ruhe ließ er mir aber natürlich keine. Deshalb schraubte ich den Game Boy dann schließlich doch wieder auf und machte mich ans filigrane Löten.
Tja, wahrscheinlich hab ich mit dem Kerl einmal zu viel rumgespielt, denn am Ende der Arbeiten stand ein Display mit horizontalen Pixelfehlern. Der Kenner weiß: das heißt game over. Senkrechte Streifen kann man fixen, aber waagerechte: no way.
Du bist nicht allein, Game Boy!
Ich glaube, so geht’s gerade vielen Vintage-Handhelds, die eigentlich noch gut in Schuss sind: sie werden ohne Rücksicht auf Verluste platt-gemoddet. Von Anfängern, wie ich 2018 einer war. Und irgendwann gibt’s dann auf eBay nur noch Modding-Monster und keine Originale mehr. Ich für meinen Teil werde nur noch Konsolen modden, die eh schon defekt oder teil-defekt sind. Und für dich, mein armer erster Game Boy, habe ich eben was Feines bei AliExpress bestellt. Wir päppeln dich schon wieder auf.